Espon-Studie: Kulturelles Erbe hat positive Effekte auf Wirtschaft und Beschäftigung
Laut einer neuen Forschungsarbeit ist kulturelles Erbe zunehmend eine strategische Ressource für die europäische Wirtschaft, mit großem Potenzial für Entwicklung und Beschäftigung. Italien dominiert dieses Segment, insbesondere im Hinblick auf den Tourismus. Die Heritage-Studie des auf die Analyse von EU-Regionalpolitik spezialisierten Espon-Programms hat den wirtschaftlichen Effekt von kulturellem Erbe in elf Mitgliedstaaten und Regionen der EU untersucht (Italien, Österreich, Niederlande, Norwegen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Schweden sowie Flandern und die Region Brüssel).
Aktivitäten in diesem Bereich, der nur einen Teil des gesamten kulturellen Sektors darstellt, waren in den untersuchten Ländern im Jahr 2016 für 2,1 Prozent der Arbeitsplätze verantwortlich und generierten Umsätze in Höhe von nahezu 84 Milliarden Euro, so die Studie. Die Rolle des Tourismus sei hierbei wesentlich, hieß es weiter. Italien rage als Spitzenreiter heraus. Dies gelte sowohl für die Umsätze (20 Milliarden Euro in 2017) als auch für die Anzahl der Beschäftigten (mehr als 80.000 in 2017) und die Ausgaben von Reisenden (38,96 Milliarden Euro in 2017). Die Espon-Studie erkennt die zunehmende Bedeutung kulturellen Erbes als strategische Ressource für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die territoriale Kohäsion.
Zudem unterstrichen die Forscher den Wert des Segments für das Wohlergehen der Gesellschaft. Dabei bezogen sie sich auf eine spezifische Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2017, in der mehr als 71 Prozent der Befragten angegeben hatten, dass es die Lebensqualität und das Gefühl der Zugehörigkeit zur EU steigern könne, wenn man in einer schönen Umgebung lebe.
Die Untersuchungen zeigten, dass 550.000 Menschen in Vollzeit einer Berufstätigkeit in Zusammenhang mit dem Segment kulturelles Erbe nachgehen. Dies entspricht 2,1 Prozent der Erwerbstätigen und trägt 1,6 Prozent zur Wertschöpfung von Firmen und 3,4 Prozent zur Wertschöpfung von Unternehmen im Dienstleistungsgewerbe bei, hieß es weiter. Dabei habe die Studie aufgezeigt, dass die Tourismus und Baugewerbe in diesem Segment mehr Jobs schaffen und höhere Gewinne erzielen, als die übrigen untersuchten Bereiche: Architektur, Archäologie, Immobilien, Museen, Bibliotheken und Archive. So stammten 57 Prozent der durch kulturelles Erbe erzielten Umsätze aus dem Tourismus, und 73 Prozent aller Beschäftigten im Kultursegment seien in der Tourismusbranche tätig. Diese Zahlen beziehen sich nur auf jenen Teil der Tourismusindustrie, der mit kulturellem Erbe in Verbindung steht. Dessen Anteil am gesamten Sektor beträgt rund 30 Prozent.
Nach Ansicht der Forscher sollte dieses Segment separat betrachtet werden, da es eine besondere Rolle bei der Wahl eines Reiseziels spiele. Dies gelte insbesondere für internationale Touristen. Italien sei der Spitzenreiter unter den Ländern mit einer hohen Dichte an Kulturstätten, Museen, Bibliotheken und Archiven. Das Baugewerbe, hier sind die auf Erhalt und Renovierung besonderer Gebäude spezialisierte Firmen in diesem Sektor gemeint, generiert 32 Prozent der Umsätze im Segment kulturelles Erbe und beschäftigt 25 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich.
Info: www.espon.eu