Forschungsprojekt zur Geschichte der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden abgeschlossen

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) haben von Ende 2016 bis Ende 2019 ihre institutionelle Vergangenheit im Nationalsozialismus erforscht. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und unter der Leitung von Gilbert Lupfer analysierte die Kunsthistorikerin Karin Müller-Kelwing Aufbau, Personalstruktur und wissenschaftliche Aktivitäten des Museumsverbundes. Leitgedanken bildeten die Frage nach den Auswirkungen der nationalsozialistischen Ideologie und Politik sowie jene nach der Kontinuität oder den Brüchen in der Tätigkeit der Museen und in den Biografien der Protagonisten.

Die Ergebnisse werden nun unter dem Titel „Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus“ als Buch und e-book veröffentlicht. Die Publikation ist gleichzeitig biografisches Lexikon und Handbuch zur Museumsarbeit in Dresden während des Nationalsozialismus.

Der Band enthält Biografien von 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der NS-Zeit Verantwortung für die Dresdner Sammlungen getragen haben. Zahlreiche Personen werden erstmals ausführlicher biografisch vorgestellt, wie bspw. Fritz Fichtner (1890–1969). Er war nicht nur Direktor der Porzellansammlung und Leiter des Kunstgewerbemuseums, sondern zugleich Referent der Staatlichen Sammlungen im Ministerium für Volksbildung und in weiteren Funktionen für den NS-Staat tätig. Nach Kriegsende setzte er seine Karriere als Universitätsprofessor in Bayern fort.

Erinnert wird andererseits auch an das Schicksal des jüdischen Museumsbeamten Fritz van Emden (1898–1958), der 1933 als Kustos der Museen für Tierkunde und Völkerkunde entlassen wurde und drei Jahre später mit seiner Familie nach London emigrieren musste.

Zum Sammlungsverbund der Staatlichen Museen zählten im fraglichen Zeitraum auch Einrichtungen, die heute längst selbständig oder Teil anderer Institutionen geworden sind, wie die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden, das Landesamt für Archäologie Sachsen und das Militärhistorische Museum der Bundeswehr. Auch ihre Geschichte und das Agieren ihrer Verantwortungsträger wird untersucht.

Begleitend zur Buchveröffentlichung wird ab 15. Juni 2020 auf der Webseite der SKD unter www.skd.museum/projekt-museen-im-nationalsozialismus eine Online-Recherchemöglichkeit bereitgestellt, die vom Medieninformatiker Martin Zavesky realisiert wurde.

 

Info: www.skd.museum