Atelier Markgraph gestaltet Schopenhauer-Inszenierungen in Frankfurt

Die Erstveröffentlichung von Arthur Schopenhauers Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ jährt sich 2019 zum zweihundertsten Mal – ein Anlass, die Schriften und Gedanken des Wahlfrankfurters in Szene zu setzen. Im selben Zug eröffnet mit dem Schopenhauer-Studio in der Universitätsbibliothek der Frankfurter Goethe Universität ein multifunktionaler Ausstellungs- und Kommunikationsraum. Die Gestaltung der Inszenierungen wird von Atelier Markgraph verantwortet.

Der Auftakt zur Würdigung Arthur Schopenhauers Denken findet im Haus am Dom in der Frankfurter Neuen Altstadt statt: Ein mehrstöckiges Mobile rückt im Zentrum des Foyers das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Religion in den Vordergrund. Schopenhauer entwickelte hierzu im Laufe seines philosophischen Lebens unterschiedliche und sich teilweise widersprechende Ansichten. Gestalterisch erinnern die vielfarbigen und mit Schlagworten aus dem Bedeutungszusammenhang versehenen Elemente der raumgreifenden Installation daher an ein zerschlagenes Kirchenfenster. Die sich ständig ändernden, multiperspektivischen Mobile-Konstellationen drücken Schopenhauers dynamische Gedankenwelt aus und eröffnen so das Spiel der Begriffe im Raum. Didaktisch ergänzt wird das Mobile durch großflächige Plakatierungen, die die Reflexionen des Philosophen näher beleuchten.

Gleichzeitig Forum, Wissenswerkstatt und Fenster in die Archiv- und Bibliotheksarbeit, macht das Schopenhauer-Studio in der Universitätsbibliothek der Goethe Universität ab dem 22. Oktober den dynamischen Prozess des kollektiven Gedächtnisses räumlich erlebbar. Das Sammeln und Denken intuitiv zugänglich und transparent zumachen, ist innerhalb einer Architektur-Ikone – in diesem Fall von Ferdinand Kramer – eine szenografische Herausforderung: Es gilt, das kulturelle Vermächtnis nicht nur zu verwalten und verfügbar zumachen – mehr noch steht und fällt dessen erfolgreiche Vermittlung mit einer klaren Kommunikations- und Raumgestaltung, die gleichzeitig thematische Tiefe und freie Erkundungsmöglichkeiten bietet.

Der Kommunikationsraum wird von einer Diagonalen durchzogen, die den Raum dynamisch auflädt und symbolisch für die prozessuale Durchdringung des Denkens steht. Ein flexibles Modulsystem aus Vitrinen, Tischen und Arbeitsplätzen verwandelt den Ausstellungsbereich in eine Wissenswerkstatt. Darüber hinaus ruht das Raumkonzept auf den Prinzipien des Funktionalismus: Aus dessen gestalterischer Deutlichkeit und baulicher Flexibilität geht eine formbare Themenarchitektur hervor, die gleichzeitig Dauer- und Wechselausstellungen und deren anlassbezogene Transformation zur Veranstaltungsfläche für Konferenzen und Vorlesungen ermöglicht.

Inszenatorische Grundidee der begleitenden Ausstellung „Selbst Denken“ ist das Betreten des Gedankenraums Arthur Schopenhauers. Eingangs werden Besucher daher vor aktuelle Zeitfragen gestellt – die, wie sich im Laufe des Ausstellungsrundgangs herausstellt, nahtlos in die Philosophie Schopenhauers übergehen. Die Besucherführung erstreckt sich so entlang einer Hauptachse, die zunächst von allgemeinen Fragen in die Erkenntnistheorie und in Die Welt als Wille und Vorstellung führt, sich aber anschließend in Naturphilosophie, Ethik und Ästhetik aufspaltet. Gleichzeitig wird durch die räumliche Gegenüberstellung der Naturwissenschaften und der Ethik das heute noch aktuelle Spannungsfeld zwischen beiden Disziplinen verdeutlicht. Banner-Installationen rund um die Arbeitstische sorgen für die inhaltliche Vermittlung, während die sogenannte Schreibwerkstatt Original-Manuskripte und Autografien Schopenhauers sichtbar und die Arbeitsweise des Philosophen erlebbar macht.

 

Info: www.markgraph.de , www.schopenhauer.de