Kunstmuseum Bern kooperiert mit dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg
Die Abteilung Provenienzforschung des Kunstmuseum Bern und die Liebelt-Stiftungsprofessur für Provenienzforschung am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg erforschen gemeinsam die Provenienzen von rund 400 Werken der klassischen Moderne aus dem Kunstfund Gurlitt. Für die Dauer von zwölf Monaten (1. Juli 2019 bis 30. Juni 2020) finanziert das Kunstmuseum Bern die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin an der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg.
Das Kunstmuseum Bern hatte mit der Annahme des Erbes von Cornelius Gurlitt (1932 – 2014) die Absicht erklärt, einen substantiellen Beitrag an die Erforschung der Provenienzen der vermachten Kunstwerke zu leisten. Im Grundsatz ist die Erforschung des Konvoluts Gurlitt Aufgabe der Bundesrepublik Deutschland. 2017 hat das Kunstmuseum Bern diese Absicht realisiert und als erstes Museum in der Schweiz eine Abteilung für Provenienzforschung eingerichtet.
Das Kunstgeschichtliche Seminar der Universität Hamburg hat mit der Liebelt-Stiftungsprofessur für Provenienzforschung die erste Professur in der Bundesrepublik Deutschland in diesem Bereich besetzt und besitzt zudem mit der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ besondere Kenntnisse der „Verwertung“ von Kunstwerken der Moderne, die das NS-Regime in deutschen Museen 1937 als „entartet“ beschlagnahmte.
Das Kunstmuseum Bern und das Kunstgeschichtliche Seminar der Universität Hamburg haben sich daher entschlossen, gemeinsam die Provenienzen der Kunstwerke aus dem Besitz von Cornelius Gurlitt, die bislang den im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmten Museumswerke zugeordnet werden, im Kontext des Kunsthandels der 1930er bis 1960er Jahre zu erforschen und die Ergebnisse umfassend und transparent zu veröffentlichen. Die Provenienz dieser Werke konnte im Rahmen der Beforschung durch die Taskforce und das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste nicht aufgeklärt werden.
Dr. Nikola Doll, Leiterin Abteilung Provenienzforschung, Kunstmuseum Bern: „Mit Annahme des Erbes von Cornelius Gurlitt (1932–2014) hat das Kunstmuseum Bern eine besondere Verantwortung übernommen. In Ergänzung zur Forschung der Taskforce Schwabinger Kunstfund und des Projektes Provenienzrecherche Gurlitt am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg, möchten wir durch die Kooperation weiterführende Forschungsperspektiven generieren und die Ausbildung qualifizierten Nachwuchses unterstützen.“
Jun.-Prof. Dr. Gesa Jeuthe, Universität Hamburg: „In dem Bereich der Provenienzforschung ist die Zusammenführung von objektbezogener Forschung und Grundlagenforschung dringend notwendig. Besonders sinnvoll erscheint dies in einem Verbund der Institutionen Museum und Universität. Die Forschungskooperation Bern/Hamburg ermöglicht es, objektbezogene Erkenntnisse mit den Forschungserkenntnissen zur NS-Kunstpolitik und dem Handel mit „entarteter“ Kunst am Beispiel Hildebrand Gurlitt zu verbinden. Denn erst durch den Einbezug von historischen und kunsthistorischen Kontexten können qualifizierte Aussagen bezüglich der Recht- oder Unrechtmäßigkeit eines Eigentumsübertrags getroffen werden.“