Schau des LVR-Industriemuseums fokussiert auf „Maloche“

Bergmann, Hüttenwerker, Kesselheizer – das Archiv der St. Antony-Hütte enthält zahlreiche Abbildungen von Arbeitern in den Zechen und Werken der Gutehoffnungshütte (GHH). Mit der Sonderausstellung „Maloche – Arbeiten auf der Gutehoffnungshütte“ präsentiert das LVR-Industriemuseum ab dem 1. Oktober 2015 einen Ausschnitt aus dieser umfangreichen Sammlung und gibt einen Einblick in die Überlieferung der GHH-Werksfotografie.

1808 schloss sich die St. Antony-Hütte mit ihren beiden Nachbarhütten zur Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel und Huyssen zusammen. Daraus entwickelte sich einer der größten Stahl- und Maschinenbaukonzerne Deutschlands: die Gutehoffnungshütte (GHH). Die Werke der GHH bestimmten über hundert Jahre das Stadtbild Oberhausens.

Die werksfotografische Abteilung der GHH hat seit dem 19. Jahrhundert unzählige Aufnahmen der unterschiedlichen Betriebe des Konzerns angefertigt. Das Bildarchiv der GHH war lange im Kontorhaus der St. Antony-Hütte untergebracht. Heute bewahrt und erforscht das LVR-Industriemuseum diesen außergewöhnlichen Bildbestand. Er umfasst neben einer großen Zahl an Cyanotypien und Fotoabzügen rund 16.000 Glasnegative. Mit der Ausstellung „Maloche“ macht das LVR-Industriemuseum einen Teil dieser Schätze und wertvollen Dokumente für Besucherinnen und Besucher zugänglich.

Mit dem Begriff Maloche wird allgemein die schwere Arbeit am Hochofen oder im Walzwerk assoziiert. Die Mehrzahl der Fotografien der Ausstellung stammt indes aus den Weiterverarbeitungsbetrieben der GHH, in erster Linie aus den Stahlbau- und Maschinenbauwerken in Sterkrade. Sie bilden vor allem Produkte oder einzelne Bauteile ab; die Arbeiter sind dabei oft „Staffage“. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Fotografien, bei denen die Arbeit selbst in den Mittelpunkt rückt. Dort ist der Malocher nicht mehr nur Statist, sondern steht im Zentrum und präsentiert stolz, was er leistet. Die Werksfotografie macht so einerseits ganze Produktionsschritte, wie das Beschicken eines Hochofens, nachvollziehbar, zeigt andererseits aber auch den Arbeiter selbst. Er erscheint als ein Teil der gesamten Anlage. Mensch und Maschine sind in der Logik des Produktionsprozesses kaum voneinander zu trennen.

Die Bilder zeigen Übersichten über ganze Werkshallen oder einzelne – oft riesige – Maschinen und Öfen mit den Arbeitern, die sie bedienen. Sie offenbaren dem Betrachter die harten Bedingungen, unter denen die Menschen in den Werken der GHH gearbeitet haben. Besucher der Ausstellung spüren förmlich die Hitze an den Öfen, die Schwere beim Hantieren mit glühenden Werkstücken, den Staub, den Funkenflug und die gewaltigen Lasten – die Maloche wird erlebbar.

Zahlreiche Aufnahmen geben auch Einblicke in Bereiche, die nichts mit der eigentlichen Produktion zu tun haben und dem typischen Bild des Malochers nicht entsprechen. Denn die Werksfotografie der GHH hat auch die Angestellten aus Verwaltung und Forschung, die Köchinnen der Ledigenheime und sogar die Landarbeiter des firmeneigenen Gutshofs Fernewald abgelichtet. Wenn man aber zum Beispiel den Küchengehilfinnen bei ihrer Tätigkeit zuschaut, wird deutlich, dass auch sie „malocht“.

Info: www.industriemuseum.lvr.de