Final Cut: Papierschnitt als eigenständiges künstlerisches Medium
Die erste Ausstellung im Jahr 2014 widmet das Oldenburger Horst-Janssen-Museum dem Papierschnitt. Die Ausstellung „Final Cut“ präsentiert 17 internationale Positionen zum Thema und zeigt die Aktualität dieses noch jungen künstlerischen Mediums.
Henri Matisse (1869-1954) war es, der den Papierschnitt in der Klassischen Moderne als eigene Kunstform etablierte – „Mit der Schere zeichnen“ nannte er den schöpferischen Prozess für seine Arbeiten. Mittlerweile ist der Papierschnitt eigenständiges Medium innerhalb der zeitgenössischen Kunst. „Unabhängig von seinen traditionsreichen Vorbildern hat er eine Entwicklung genommen, die sich durch künstlerische Freiheit auszeichnet, durch eigenwillige Formfindung und erstaunliche Vielfalt“, erläutert Sandrine Teuber, Kuratorin der Ausstellung.
Die Technik des Papierschnitts ist recht vielseitig. So kann das Schneiden aus dem Papier einer Vorzeichnung folgen, wie es für die Arbeiten von Sandra Kühne Voraussetzung ist. Die junge Schweizerin reduziert das Papier durch den Schnitt auf ein filigranes Lineament und fügt es in ihrer Installation „Kartographie der Erinnerung“ (2010/2013) zu einer Art räumlichen Zeichnung zusammen. „Kaum eine der aktuellen Positionen im Papierschnitt präsentiert das Material derart radikal beschnitten und thematisiert damit das Auslassen und Weglassen als elementare Eigenheit dieses Mediums auf so konsequente Weise“, erklärt Paula von Sydow, Kuratorin am Horst-Janssen-Museum.
Andere Künstler setzen die Schnitte akkurat in den Bogen weißen Papiers und ohne Linie und Farbe entsteht dennoch der Eindruck von dreidimensionaler Architektur wie bei den Arbeiten des Berliner Künstlers Hansjörg Schneider. Genauigkeit und Akribie trifft auch für die in Bücher gebundenen Papierschnitte von Max Marek und Noriko Ambe zu.
Dem Ausschneiden steht das Einschneiden in das Papier als Methode und künstlerisches Konzept gegenüber. Gerade hierin dokumentiert sich, wie sehr sich der Papierschnitt in der zeitgenössischen Kunst zu einer autonomen Ausdrucksform verselbstständigt hat. Die großformatige Arbeit „The Origin of the World“ (2012) der Britin Charlotte McGowan-Griffin ist eine sensible Referenz an das legendäre Gemälde „L’Origine du Monde“ (1866) von Gustave Courbet. Doch ist ihre Arbeit nicht der Ausschnitt eines konkreten Motives, sondern sie besteht aus intuitiven und spontane Einschnitten in große Papierbahnen, die das abstrakte Motiv Schicht um Schicht freilegen.
Info: www.horst-janssen-museum.de
Esther Glück, Wiese, 2012, Papierschnitt (Foto: Horst Janssen Museum)