Die Eröffnung des neuen Riesensaals
Genau 460 Jahre ist es her, dass der Riesensaal im Dresdner Residenzschloss errichtet wurde. Seinen Namen verdankte der das Schloss dominierende Hauptsaal den auf den Wandflächen zwischen den Renaissancefenstern dargestellten riesigen Kriegergestalten. Auf über 700 Quadratmetern wurden hier geladene Gäste empfangen und rauschende Feste gefeiert. Ein Ort der höfischen Repräsentation und Festlichkeit. Wenn auch die Gestaltung des Riesensaals in den 180 Jahren seiner Existenz mehrfach verändert wurde, so blieb er doch in seiner Dimension erhalten – bis 1733. In diesem Jahr starb August der Starke und sein Sohn Kurfürst Friedrich August II., als König von Polen August III., ließ den von seinen Vorfahren ererbten Saal verschwinden. Auf seine Veranlassung wurden in den Saal eine Zwischendecke sowie mehrere Räume und eine Kapelle für seine habsburgische Gattin eingefügt. Eine architektonische Ära fand ihr Ende.
Während eines Zeitraums von 280 Jahren gab es im Dresdner Residenzschloss keinen Riesensaal mehr. In den letzten Jahren entstand er neu und kann nun als ein Ort der Kunst und Kulturgeschichte der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, eine der kostbarsten Prunkwaffen,- Harnisch- und Kostümsammlungen der Welt, nutzt fortan die große Bühne des neuen Riesensaals für eine Inszenierung, die ihresgleichen sucht. Das Turnierwesen des 16. Jahrhunderts wird lebendig, wenn auf täuschend „echten“ Pferden aus Holz lebensgroße Reiterfiguren, ausgestattet mit prunkvollen Harnischen, Lanzen und Prunkwaffen, präsentiert werden.
Gleich beim Eintritt in den monumentalen Riesensaal wird der Besucher in die Geschichte hineingezogen. Er wird Zeuge eines historischen Scharfrennens zwischen Kurfürst August von Sachsen und Fabian von Schöneich. Diese Szene steht für die bühnenhafte Inszenierung zahlreicher der gut 350 präsentierten Objekte. Drei der wichtigsten Turnierarten, die ursprünglich zur Vorbereitung auf den kriegerischen Kampf dienten und später Bestandteil des Zeremoniells und der Feierlichkeiten bei Hofe waren, werden dargestellt. Die Objekte sind eine Auswahl der wichtigsten Harnische und Waffen des späten 15. bis 17. Jahrhunderts und ein Ausschnitt aus dem umfangreichen Bestand der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Diese vollzieht damit den zweiten Schritt ihres Einzugs in das Residenzschloss, in dem sie bereits seit 2010 die Türckische Cammer präsentiert. Schon seit 1586 besteht die Rüstkammer als Museum in Dresden. Mit dem Auftritt im Riesensaal erfindet sie sich neu.
Dank der Neuerrichtung des im 2. Weltkrieg weitgehend zerstörten Residenzschlosses, die seit 1990 zu den kulturellen Hauptprojekten des Freistaates Sachsen zählt, konnten in den letzten zehn Jahren bereits mehrere Museen bzw. Sammlungsbereiche neue, zeitgemäße Räume beziehen: das Kupferstich-Kabinett, das Neue und das Historische Grüne Gewölbe und zuletzt die Türckische Cammer. Auf dem Weg der Vollendung des Schlosses als Ursprungsort und Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist die Eröffnung des Riesensaals eine wichtige Etappe. Peter Kulka, Architekt für den Neuaufbau des Residenzschlosses, und der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement haben den Riesensaal unter Rückgriff auf die Dimensionen des frühbarocken Festsaals des 17. Jahrhunderts mit dem Tonnengewölbe in zeitgenössischer Gestaltung neu geschaffen.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben seit 2006 die Sparkassen-Finanzgruppe als Partner an ihrer Seite, der in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Museumsprojekte und Sonderausstellungen förderte. Auch die Eröffnung des neuen Riesensaals erfolgt mit der Unterstützung der Sparkassen-Finanzgruppe.
Info: www.skd.museum