Eröffnung des Schaudepots zu den Deutschen Werkstätten Hellerau

Im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden steht das erste Septemberwochenende im Zeichen der Deutschen Werkstätten, die einen besonderen Sammlungsschwerpunkt des Museums bilden. Um diesen in größerem Umfang als bislang der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde der Ostflügel des Bergpalais‘ zu einem Schaudepot umgewandelt. Die Präsentation erfolgt nicht nach Möbeltypen gegliedert, sondern in Zeitfenster unterteilt, in denen anhand charakteristischer Objekte zeittypische Entwicklungen im Möbelbau und der Innenausstattung aus der Produktion der Deutschen Werkstätten von ihren Anfängen im Jahr 1898 bis in die 1970er Jahre veranschaulicht werden. Zu sehen sind beispielsweise die von Richard Riemerschmid (1868-1957) entworfenen Maschinenmöbel sowie Schränke aus dem Programm „Die wachsende Wohnung“ von Bruno Paul (1874-1968) oder Teile aus der „Billigen Wohnung“ des Entwerfers Gustav Adolf Schneck (1883-1971), mit denen die Deutschen Werkstätten Design-Geschichte schrieben. Klassiker des DDR-Designs wie der Typensatz 602 von Franz Ehrlich (1907-1984), die MDW-Wand des Entwerferkollektivs um Rudolf Horn (*1929), der Furnierstuhl von Erich Menzel (*1910) oder der Armlehnstuhl von Selman Selmanagic (1905-1986) zeigen, dass die Deutschen Werkstätten auch nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges auf anspruchsvollem entwerferischem Niveau weiterarbeiteten. Anhand von Textilien, keramischen Arbeiten, Messingarbeiten oder Leuchterwaren wird zudem das ganzheitliche Wohnkonzept der Deutschen Werkstätten erläutert. Im Schaudepot wird zudem eine Auswahl von sechs Tapeten-Mustern namhafter Gestalter wie Richard Riemerschmid oder Adelbert Niemeyer (1867-1932) aus dem Bestand des Kunstgewerbemuseums gezeigt, die bislang als verschollen galten. Die insgesamt rund 90 Ent-würfe waren während des Zweiten Weltkrieges zum Schutz in Plakatduplikate gehüllt und zu dicken Rollen verpackt worden. Nach Kriegsende waren sie in dieser Schutzhülle unerkannt geblieben und wurden nun im Zuge der systematischen Aufarbeitung der Sammlungsbestände sowie der langen Umzugsphase aus dem ehemaligen Museumsgebäude in der Güntzstraße in das Schloss Pillnitz wiederentdeckt. Die Bereitstellung zusätzlicher Mittel ermöglichte es, die im Laufe der Zeit verklebten Rollen restauratorisch zu öffnen. Anlässlich der Eröffnung des Schaudepots wird am 1. und 2. September 2012 exklusiv ein zeitgenössisches Lackkabinett, das die Deutschen Werkstätten gemeinsam mit dem Bremer Urushilack-Künstler Manfred Schmid entwickelten, im Wasserpalais von Schloss Pillnitz gezeigt und mit einem Vortragsprogramm der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Sonderpräsentation gibt Einblicke in den Entwurfs- und Entstehungsprozess des Möbels in den Deutschen Werkstätten, deren Hauptgeschäftsfeld heute nicht mehr der serielle Möbelbau, sondern raffinierte Einzellösungen im Innenausbau sind. Info: www.skd.museum