Schmuckmuseum Pforzheim: Modeschmuck der 1950er Jahre
ImRahmen des 50er-Jahre-Kulturfestivals der Stadt Pforzheim zeigt dasSchmuckmuseum Pforzheim die Ausstellung „Zu Petticoat und Wespentaille –Modeschmuck der 1950er Jahre“. Im Mittelpunkt der Schau stehen Schmuckstückevom Henkel & Grosse, einst eine der renommiertesten Modeschmuckfirmenweltweit. Ihr Ruf gründet unter anderem darauf, dass sie 50 Jahre lang BijouxChristian Dior herstellte. 1955 schloss die Firma einen Vertrag mit demfranzösischen Modeschöpfer Christian Dior und besaß von da an die exklusiveProduktions- und Vertriebslizenz für Diorschmuck. Danebenstellte das Pforzheimer Unternehmen hochwertigen Modeschmuck unter demMarkennamen Grossé her. Broschen, Ketten und Ohrclips in farbig-verspieltenBlütenformen nahmen ihren Aufschwung, passend zu den typischen Petticoatröckenund figurbetonten Oberteilen mit schmaler Taille. Von diesem Modeschmuckentstanden unterschiedlichste Sets in verschiedenen Preisklassen für einemöglichst breite Käuferschicht. Neben dem Fokus auf die 1950er Jahre gibt dieAusstellung auch einen Ausblick in die 60er und 70er Jahre mit dem typischenCourrèges-Stil. AlsChristian Dior 1947 in Paris seinen Modesalon öffnete, schrieb er mit dem „NewLook“ bald Modegeschichte; einer Linie, die auf schmale Schultern, Betonung vonHüfte und Taille sowie Bleistift- oder schwingende Glockenröcke setzt. Sie warsichtbarer Ausdruck für Aufbruch und Neubeginn in den Nachkriegsjahren. Zwarwar die Silhouette nicht völlig neu, doch Dior gelang es damit, das Feminine indie Mode zurückzubringen. Und: er stimmte Frisur und Accessoires auf dieKleidung ab. So ist es kaum verwunderlich, dass der Modeschöpfer dazu eineeigene Schmuckkollektion anvisierte. Die Suche danach führte ihn 1955 – aufseiner einzigen Deutschlandreise – zu Henkel & Grosse nach Pforzheim. Daraufhinkam es zu der weltweiten Produktions- und Vertriebslizenz, im Rahmen derer dasPforzheimer Unternehmen für ein halbes Jahrhundert Bijoux Christian Diorentwarf und auf den Markt brachte. Neben Diorschmuck hat Henkel & Grossejeweils seine eigene Marke Grossé kreiert, die bereits in den 20er Jahren insLeben gerufen worden war. In den 50er Jahren fertigte die Firma in erster Linieromantischen Blütenschmuck, der in seiner Kleinteiligkeit sehr naturalistischanmutete. Ab Mitte der 60er trat mit dem„Weltraumlook“ von Courrèges eine klare, geometrische und technische Formgebungin den Vordergrund. Gegründetwurde das Schmuckunternehmen 1907 von Heinrich Henkel und Florentin Grosse als„Süddeutsche Gold- und Haar-Bijouterie“. Sie kam in den 20er Jahren mitModeschmuck aus Messing, Aluminium, Holz und Bakelit zu einer ersten Blüte. ImFolgejahrzehnt stellten die Familienunternehmer auch Kontakte zu denModehäusern Lanvin und Schiaparelli in Paris, Harrods in London und Saks in NewYork her. 1937 erhielt Henkel & Grosse das Diplome d’Honneur auf derExposition Internationale des Arts et Techniques dans la vie Moderne in Paris.Nach der langen Zusammenarbeit mit Dior ist das Unternehmen 2005 imgleichnamigen Konzern aufgegangen. Die Schmuckstücke von Henkel & Grossestanden zeitlebens für zeitgemäßes Design und technische Innovation. DassHäuser wie das Victoria & Albert Museum in London oder die PrimaveraGallery in New York sie in ihre Sammlung aufgenommen haben, unterstreicht dies. Beider Arnoldschen Verlagsanstalt erscheint ein umfangreiches deutsch-englisches Werkzur Geschichte der Firma: Vivienne Becker und Adelheid Rasche: Henkel &Grosse Pforzheim. 100 Jahre Leidenschaft für „Grosse“ und „Dior“. unterwww.schmuckmuseum.de