Bionik-Ausstellung in Mannheim

Eine neue Ausstellung im Landesmuseum für Arbeitund Technik in Mannheim stellt Teilgebiete der Bionik vor. Hinter dieserWortkombination steht der Ansatz, erfolgreiche Entwicklungen aus der Natur alsInspirations-quelle für technische Lösungen zu nutzen. Denn was die Natur überJahrmillionen entwickelt und optimiert hat, kann auch für Technik-Innovationenseinen Wert haben. Der Klettverschluss beispielsweise, der die feinen Häkchenan der Klettpflanze imitiert, ist so eine erfolgreiche Übertragung aus derNatur. Auch sind Fassadenfarben entwickelt worden, auf denen nach dem Vorbildder Lotuspflanze kein Schmutz haften bleibt. Oder Maschinen- undProthesenteile, die Knochen- und Pflanzenstrukturen nachahmen, um möglichst stabilzu sein.  „Die Bionikhatte schon vor Jahrhunderten wichtige Vordenker, so sind bei uns zum Beispielauch Leonardo da Vinci und Otto Lilienthal mit ihren Überlegungen zu Vogelflugund Flugapparatebau vertreten“, sagt Dr. Reiner Bappert, Oberkonservator amLandesmuseum. „Ebenso zeigen wir, wie sich die Bionik seit den 1960er Jahrenals eigenständige Wissenschaftsdisziplin entwickelt und etabliert hat.“ Eine begleitende Vortragsreihe des forum mannheimfür Naturwissenschaften und Technik, die von Oktober 2008 bis April 2009 anwechselnden Orten in Mannheim stattfindet, greift Aspekte aus der Ausstellungauf, vertieft sie und verknüpft sie mit aktuellen Themen und Fragestellungen.„Es gibt viele Meisterleistungen in der Natur, die Forschung und Entwicklunganspornen können“, so Prof. Dr. Werner Nachtigall. Der Wissenschaftler gilt alseiner der Väter der Bionik, ist emeritierter Professor für Zoologie undgründete den Studiengang „Technische Biologie und Bionik“ an der Universitätdes Saarlandes. „Schon da Vinci hat einen Fehler gemacht, als er dachte, derMensch müsste nur den Vogel nachahmen, um fliegen zu können. Ein Bionikerzeichnet sich dadurch aus, dass er Generalist ist und abstrahieren kann.“Entsprechend interdisziplinär ist auch dieMannheimer Vortragsreihe angelegt: Renommierte Forscher stellenzukunftsweisende Ansätze innerhalb der Bionik vor, wie beispielsweise dieNeurobionik oder den bionischen Antrieb von Prothesen. Dr. Iwiza Tesari vomForschungszentrum Karlsruhe oder der Designer Tobias Gremmler sind unter denReferenten. Auch Kultur- und Sozialwissenschaftler sind zu Gast und setzen sichmit der Bionik auseinander: So fragt etwa Prof. Dr. Gernot Böhme von derTechnischen Universität Darmstadt nach dem Verhältnis von Kunst, Technik und Natur.Können „Technik“ und „Natur“ überhaupt als Gegensätze verstanden werden? Undwelche Konsequenzen hat die Verbindung von beiden für uns Menschen – steht unswomöglich eine Zukunft als „Cyborgs“ bevor? Diese und weitere Fragen sollen imRahmen der Vortragsreihe erörtert werden, bei der interessierte Laien undWissenschaftler gleichermaßen willkommen sind. Ein Gang durch die Bionik-Ausstellung imLandesmuseum führt die Vortragsthemen praktisch vor Augen: So können dieBesucher beim Experimentieren erfahren, wie außerordentlich strömungsgünstigdie Spindelform des Pinguins ist. Oder sie überzeugen sich beim eigenhändigenPapier falten von der Stabilität der Bienenwaben-Strukturen. Modelle undMesseinrichtungen aus Bionik-Laboren in ganz Deutschland, wie etwa das weltweiteinzige Modell eines bionischen Senkrechtstarter-Flugzeugs und einLaufroboter-Prototyp, zeigen den aktuellen Stand der Forschung. Info: www.landesmuseum-mannheim.de