Die 68er: Ausstellung in Frankfurt am Main

DasJahr 1968 steht als Chiffre für die Studentenbewegung von 1967 bis 1970. Biszur Wiedervereinigung war das Jahr die zentrale Zäsur in der deutschenNachkriegsgeschichte. Zugleich steht es für die erste globale Protestbewegung.Vier Jahrzehnte danach ist die weltumspannende Revolte museumsreif. Vom 1. Maibis 31. August 2008 zeigt das Historische Museum, Frankfurt am Main, dieeinzige Ausstellung im deutschsprachigen Raum zur globalen Studentenrevolte. Ineinem multimedialen Erinnerungspanorama ermöglichen 700 Exponate eineneindrucksvollen Blick auf den prägenden Einschnitt des Jahres 1968 und seinebis heute wirksamen Veränderungen. Kinderläden,Wohngemeinschaften, unverheiratet zusammenlebende Paare, schwule und lesbischePartnerschaften, nackte Titelschönheiten, Mitbestimmung an der Uni: für uns istdas heute alles selbstverständlich. Die von unbewältigten NS- undKriegserfahrungen, rasantem Wiederaufbau und konservativer Adenauer-Ära („KeineExperimente“) geprägten Bundesbürger von einst entledigten sich erst nach denvehementen studentischen Protesten der Jahre um 1968 des „Muffs von tausendJahren“. Fast alle Lebensbereiche unterzogen die damaligen Aktivisten einerpolitisch motivierten, kritischen Standortbestimmung. Diesalles spiegelt sich in den acht Themenschwerpunkten der Ausstellung wider, dieviele noch nie gezeigte Exponate, meist aus Privatbesitz, vorstellt. Eingangsgeht es um Bildung und antiautoritäre Erziehung: Die Hochschulen sind das „Epizentrum“der Proteste, und der Sozialistische Deutsche Studentenbund mit Sitz inFrankfurt ist treibende Kraft. Die Frankfurter Universität wird von Goethe aufKarl-Marx umbenannt, zeitweise besetzt und zum Aktionszentrum gegen dieNotstandsgesetze umfunktioniert.Unterdem Motto „Das Private ist politisch“ wird der Versuch der Achtundsechziger präsentiert,mit anderen Wohn- und Lebensformen eine Alternative zur bürgerlichen,„patriarchalisch“ und „autoritär“ strukturierten Kleinfamilie vorzuleben. Dazugehören auch eine Neubestimmung von Geschlechterrollen und Sexualität, diespeziell die neu entstehende Frauenbewegung mit dem Slogan „Mein Bauch gehörtmir“ und bald auch organisierte Schwule und Lesben forcieren.Ineiner großen Videoinstallation antworten acht namhafte Aktive der Bewegung auf68 Fragen: Sylvia Bovenschen, Daniel Cohn-Bendit, Martin Dannecker, GretchenDutschke, Beate Klarsfeld, Barbara Köster, Bahman Nirumand und KD Wolff blickenzurück und diskutieren die Nachwirkungen der Proteste. Am Ende der Ausstellunghaben die Besucher selbst Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge auf Wandzeitungenzu verewigen und damit aktiv in die Ausstellung einzugreifen. Info: www.stadt-frankfurt.de